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Chiropraktiker Sigurd Berndt

Wer kennt sie nicht: die „brennenden Ausschläge“ an Beinen nach
Spaziergängen in freier Natur. So „unangenehm“ der Kontakt unserer Haut mit der „Brennessel“ (Urtica) auch sein möge, so großartig ist die Verwendung dieser Pflanze aus unserer Region.

Wenn ich an die „Brennessel“ denke, kommen Bilder und Empfindungen aus meiner Kindheit in Erinnerung. Wie war das Brennen an den Beinen beim Spielen in Wäldern und Dickichten unangenehm! Es folgte ein „Fluchen und Schimpfen“ auf dieses „böse Kraut“.

Geheimnis der „Nesselhaare“

Diese unangenehme Quaddelbildung auf der Haut nach Berührung mit den „Brennhaaren“ der Brennessel ist das, was jeder kennt. Dabei bricht die feste Spitze der Brennhaare ab und es tritt ameisensäurehaltige Flüssigkeit in die Wunde aus. Dies hat den sofortigen kurzen Schmerz/Juckreiz, das unangenehme Brennen und die Quaddelbildung zur Folge. Weitere Wirkstoffe dieser Brennflüssigkeit sind Serotonin, Histamin und Acetylcholin. Das Histamin ist für die Gefäßerweiterung (ähnlich einer allergischen Reaktion) zuständig, das Acetylcholin ist als Überträgersubstand vieler Nervenendigungen bekannt und somit für die Schmerzreaktionen verantwortlich. Das ist der eher „unangenehme“ Aspekt dieser in Europa weit verbreiteten Pflanze.

Bedeutung der Brennessel

Später lernte ich mehr über die wunderbare Wirksamkeit der Pflanze: schon in der Antike zu Zeiten von Hippokrates war bekannt, dass die Brennessel eine hervorragende Heil- und Nährpflanze sei. Heilkräftig sind dabei die Wurzeln, Stengel, Blätter und Blüten. Am wertvollsten sind die jungen Triebe der Pflanze, die Flavonoide enthalten und reich an Vitaminen sind. Da die Brennessel so reich an Vitamin- und Mineralstoffen wie Vitamin A und C, sowie Magnesium, Silizium, Kalzium ist, wird diese Pflanze auch als Lebensmittel sehr geschätzt. Während früher die Erfahrungen im Rahmen der Volksmedizin beschrieben wurden, liefert uns die moderne wissenschaftliche Forschung die dazugehörigen Erklärungen.

Nutzen der Brennessel

Der Nutzen dieser Pflanze ist so umfangreich, dass es darüber viel zu berichten gäbe. Auf Grund des hohen Nährstoffgehaltes wird die Brennessel u.a. bei Erschöpfungszuständen, Müdigkeit und der bekannten „Frühjahrsmüdigkeit“ eingesetzt. Auch als „Entschlackungsmaßnahme“, zur „Reinigung“ und „Ausleitung“ ist sie seit je her bekannt.

Nie vergessen werde ich aus meiner beruflichen Anfangszeit in den 90 Jahren ( www.sigurd-berndt.eu ) die Begegnung mit einem Naturarzt aus dem Allgäu. Dieser berichtete, dass in alten heimischen Naturmedizinverfahren die Brennessel zu Stauden gebunden wurde, um dann bei Gelenksbeschwerden die betroffenen Areale zu „bestreichen“.

Die erzeugte „Quaddelbildung“ führte natürlich zu dem kurzfristigen „Brennen“ und „Juckreiz“, hatte aber eine grundsätzliche wohltuende Wirkung.

Ein ähnliches Verfahren kennen wir vom sogenannten „Baunscheidtieren“ (Entwickler war Carl Baunscheidt 1848), wo nach dem Berollen mit den Spitzen eines „Lebensweckers“ (Baunscheidt-Rolle) ein spezielles Öl eingerieben und eine vergleichbare „Quaddelbindung“ wie bei der Brennessel erzeugt wird.

Während die Bedeutung der Brennessel schon in der Antike bekannt war, hat ein Mann wie Carl Baunscheidt im 19. Jhdt., „moderne Verfahren“ der damaligen Zeit entwickelt. Die Wirkmechanismen sind inhaltlich vergleichbar.

Brennessel als Lebensmittel

Aus der Brennessel lassen sich zudem hervorragend schmackhafte Speisen zubereiten. Während früher das „Brennesselkoch“ als Speise für arme Leute galt, hat in der heutigen Zeit die Brennessel in der guten Küche seinen wohlverdienten Platz.
In dem wunderbaren Buch von Walter Mooslechner aus dem Großarl-Tal „G´sund und Guat“ (ISBN 978-3-7025-0646-9) sind die Zubereitung von „Brennesselkoch“ oder „Brennesselspinat“ schön beschrieben. Ebenso das „Brennesselkiachl“, welches er sich gerne von seinem Bruder Stefan Mooslechner, Wirt im Gasthof Neuwirt, zubereiten lässt.

Anwendungsarten

Die Brennessel lässt sich umfangreich verwenden. Bewährt haben sich:

Teeaufguß: 1 gehäufter Teelöffel auf ¼ Liter Wasser, nur brühen, kurz ziehen lassen

Brennesseltinktur: Die Wurzeln im Frühjahr/Herbst ausgegraben, waschen, schneiden  und bis zum Hals in eine Flasche füllen. Flasche mit Korn übergießen und 2 Wochen an einer warmen Stelle stehen lassen.

Fußbäder: Zwei Hände voll gewaschener Wurzeln und frische Brennessel (Stengel und Blätter) über Nacht in 5 Liter Wasser ansetzen. Am folgenden Tag aufkochen und bei verträglicher Temperatur 20 Minuten die Füße baden. Die Brennessel bleiben während des Bades im Wasser. Die Lösung kann in Folge 2-3 mal erneut verwendet werden.

Resümee

Denken wir an den hohen Wert dieser wunderbaren Pflanze. Sie ist vielseitig zu nutzen. Sollten wir mal wieder ungewollt mit den Brennessel-Haaren in Berührung kommen, hat dieses „Wohlweh“ auch seinen gesundheitlichen Nutzen!

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