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Chiropraktiker Sigurd Berndt

In der Vergangenheit standen bei mir in der Naturheilpraxis Schmerzbehandlungen am Stütz-und Bewegungsapparat eindeutig an erster Stelle. Dies hat sich insbesondere in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Vegetative Instabilitäten, Überlastungssyndrome und depressive Verstimmungen mit Erschöpfungssyndromen rücken immer mehr in den Vordergrund. Die Frage ist, was für Erklärungs- und Lösungsansätze gibt es?

Wie schauen die Zahlen dazu aus ?

Im Jahre 2017 hat der Dachverband der Betriebskrankenkassen veröffentlicht, dass bei den Krankheitstagen mit ärztlichem Attest die „Muskel- und Skeletterkrankungen“ an erster Stelle stehen (24,7%). Gefolgt von „Psychischen Störungen“ (16,6%).

2020 erfüllte nach Angaben der „Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde“ jeder vierte Erwachsene die Kriterien für eine voll ausgeprägte psychische Erkrankung. Die meisten Betroffenen leiden unter Angststörungen (z.B. Panikstörung oder Platzangst), oder sogenannten affektiven Störungen (z.B. Manie oder Depressionen). Nach Angaben der Deutsche Rentenversicherung machen psychische Leiden mit 43% mittlerweile auch den größten Teil der Frühverrentungen aus. Seit 1990 ist dieser Wert um das Doppelte angestiegen (Stand 2020).

Die Frage lautet auch: steigt die Zahl der Erkrankungen, oder gehen heute einfach Patienten häufiger zum Arzt/Heilpraktiker/Therapeuten?

Befinden wir uns in einer „Zeitenwende“ ?

Jede „Zeitenwende“ hat ihre gesellschaftlichen Änderungen zur Folge gehabt. Wir leben derzeit in einer spannenden, aber auch sehr herausfordernden Zeit rasch fortschreitender Digitalisierung im Privat- und Berufsleben. Auf dem Arbeitsmarkt wird immer mehr Mobilität und Flexibilität verlangt. Auf der einen Seite entstehen in der „digitalen Welt“ ungeahnte Dimensionen an „sozialen Netzwerken“. Auf der anderen Seite scheinen echte zwischenmenschliche Beziehungen gefährdet zu sein, da diese zunehmend durch das Internet abgelöst werden. So gibt es z.B. immer weniger Großfamilien, die Raum für Schutz und Geborgenheit geboten haben. Dagegen entstehen immer mehr Single-Haushalte, wo Väter oder Mütter ihre Kinder alleine großziehen. Auch mögliche Wechsel von Bezugspersonen können sich negativ auf emotionale Entwicklungen auswirken. Wenn noch zahlreiche Freizeitaktivitäten hinzukommen, bleibt immer weniger Raum für RUHE-Phasen. Nicht  zu vergessen ist der stark gestiegene Medienkonsum auch von Kindern. Was allen Beteiligten fehlt, sind ausreichende Ruhephasen und Entlastung des Nervensystems. Eine ÜBERVERSORGUNG an äußeren Reizen führt zu einer UNTERVERSORGUNG mit Ruhephasen und das wiederum hat eine FEHLVERSORGUNG des Nervensystems zur Folge. 

Die WHO kam zu einem ähnlichen Ergebnis:

„Die Corona-Pandemie hat zu einem starken Anstieg einiger psychischer Krankheiten geführt. Die Fälle von Depressionen und Angststörungen seien weltweit allein im ersten Pandemiejahr um 25 Prozent gestiegen, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem neuen Bericht über mentale Gesundheit…“ (www.unic.org).

Das RKI in Berlin hält dazu fest:
„Je nach Intensität und Dauer können Rückenschmerzen mit Einbußen in der Alltagsaktivität, Beeinträchtigungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und einem erhöhten Risiko für psychische Störungen (z.B. Depressionen, Ängste) einhergehen…“ (www.rki.de )

Somit wird deutlich, dass man die Beschwerdebilder im Bewegungsapparat nicht zwingend von psychischen Auffälligkeiten trennen kann. Vielmehr gibt es in vielen Fällen einen direkten Zusammenhang.

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